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22. April 2024

Servicegedanke ist in Leib und Seele übergegangen

Pál Péter Walter vom Klostergasthaus Löwen kämpft an der Zentralschweizer Frühlingsmesse Luga um die Service-Fachkraft-Krone.

Samstagnachmittag, die Sonne scheint, es ist warm und die Leute zieht es nach draussen. Zum Beispiel in den schattigen Garten des Klostergasthauses Löwen. Dort kümmert sich Pál Péter Walter aus Aarburg um die Gäste: «Einen Gespritzten süss und einen sauren Most – ja, der hat Alkohol. Also einen Süssmost, sehr gerne.»

Am Tisch nebenan wird gefragt, ob man auch ein Käseplättli haben könne. «Selbstverständlich, alles was auf der Karte ist.» Auf dem Weg zurück ins Haus nimmt Pál Péter Walter noch den Wunsch nach einem Cappuccino ohne Schokoladenpulver entgegen und er bestätigt, dass der Hund selbstverständlich Wasser bekommen wird. Es herrscht Betrieb und je später der Nachmittag, desto voller das Gartenrestaurant. Eine Gruppe von Frauen will Tische zusammenstellen, das Paar in der Lounge hebt die Hand: «Bezahlen bitte.» Die Leute halten Pál Péter Walter, der lange alleine im Service ist, ganz schön auf Trab.

Körperliche und geistige Höchstleistungen
Der 28-jährige Restaurantfachmann aus Aarburg sagt, die Arbeit im Service sei körperlich anstrengend: «Hier im ‹Löwen› hat es viele Treppen, das spürt man nach Feierabend.» Die verschiedenen schmucken Räumlichkeiten des altehrwürdigen Klostergasthauses sind über zwei Stockwerke verteilt. Auch geistig ist die Arbeit herausfordernd. Wer im Service arbeitet, muss viele Informationen kompakt und unter Stress verarbeiten können. Fehler dürfen keine passieren. «Wobei auch wir nur Menschen sind», sagt der gebürtige Ungar, der vor elf Jahren mit seinen Eltern in die Schweiz gekommen ist, in entschuldigendem Ton. Die Familie hat in seinem Leben einen hohen Stellenwert. «Ich will, dass meine Eltern stolz auf mich sind, darum ist es für mich wichtig, im Beruf erfolgreich sein», sagt «Pali». So wird er von seinen Kolleginnen und Kollegen im «Löwen» genannt. «Wir sind alle sehr freundschaftlich miteinander verbunden, das Arbeitsklima hier ist einzigartig, besser könnte es nicht sein», schwärmt der Chef de Service von seinem Arbeitgeber.

Erreicht hat der gebürtige Budapester für sein Alter schon einiges. Pál Péter Walter ist Servicefachkraft, ausgebildeter Sommelier und Ausbildner Restaurantfachkraft EFZ/EBA. Als solcher wurde er vom Verband Gastro Suisse letztes Jahr zum zweitbesten Lehrmeister des Jahres gekürt. Nun folgt an der Zentralschweizer Frühlingsmesse Luga vom 26. April bis zum 2. Mai die nächste Challenge: Pál Péter Walter hat es in den Final der Servicemeisterschaft 2024 geschafft. Zusammen mit vier weiteren Nominierten misst er sich dort in den Disziplinen Tisch aufdecken, Käse Blinddegustation, Wein dekantieren, alkoholfreien Cocktail mixen, Crevetten flambieren, Rindstartar ­zubereiten und eine Kaffee-Spezialität kreieren. Thema Kaffee: «Ich liebe es, die spanische Kaffee-Spezialität Carajillo zu machen», sagt Pál Péter Walter strahlend und zeigt ein Video, in dem er dieses Spezialiät zubereitet.

Pál Péter Walter sagt, er liebe seinen Beruf, aber er wolle ihn nicht ewig ausüben. An Wochenenden und Abenden arbeiten, sei energiezehrend und auf Dauer schlecht für eine Beziehung. «Aus diesem Grund will ich irgendwann ganz in die Ausbildung wechseln.» Auf die Frage, welche Voraussetzungen man als Servicefachkraft mitbringen sollte, um Spass und Erfolg im Job zu haben, antwortet der Aarburger nach kurzem Nachdenken: «Man muss Geduld haben – die Gäste haben Erwartungen und Wünsche und beides sollten wir erfüllen können.» Wobei die Wünsche der Gäste manchmal ungewöhnlich sein können. Auf die Zusatzfrage, ob sich die Menschen zu wichtig nähmen, antwortet Pál Péter Walter diplomatisch: «Wer im Service arbeitet, muss dies aus Passion tun, der Dienstleistungsgedanke sollte verinnerlich sein, sonst wirkt man nicht echt.»

Quelle: Zofinger Tagblatt / Jil Lüscher

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